Nur weil der blaue Bastard trägt Loden,
hat er unser’n Präsident’ noch lang nicht an den Hoden.
Mit diesem Text erhebe ich meine Stimme, nicht als Künstlerin, als Schriftstellerin, als Historikerin oder als emanzipierte Frau. Nein, ich erhebe meine Stimme als Bürgerin – als mündige Bürgerin. Noch dazu als Bürgerin eines Landes, das im Verlauf der Geschichte Europas immer das Zünglein an der Waage war. Umso mehr ist unsere Besonnenheit, unser Weitblick in die Zukunft und unsere Umsicht in Bezug auf unsere Vergangenheit von Nöten. Denn es tuth Noth, die gelebte Moral dieser Gesellschaft zu hinterfragen und zu überdenken.
Zu meiner ersten Frage. Kann mir bitte jemand erklären, wie ein Mensch, der zwischen den Kulturen aufgewachsen ist, dem Extremismus und Nationalismus verfallen kann? Ich kann es bei besten Willen nicht nachvollziehen! Herr Landbauer nicht der erste ausländerfeindliche Mischling – oder wie man vermutlich politisch korrekt sagt: migrantenfeindliche Migrationsbehintergrundete –, der mir begegnet. Bisher bekam ich auf meine oben gestellte Frage, nur die Antwort: „Is’ so. Die Scheiß-Ausländer sind alles Ärsche!“ [Verzeihen Sie an dieser Stelle bitte die Fäkalsprache. Sie scheint heutzutage salonfähig geworden zu sein.]
Das bringt mich zur nächsten Frage. Wann ist Volksverhetzung salonfähig geworden? Denn mit Ausländerfeindlichkeit hat das alles nichts mehr zu tun. Es geht um die, die orientalisch aussehen; nicht um ihren Reisepass und schon gar nicht um ihre Moral. Menschen wie Herr Landbauer tragen dazu bei. Es geht nicht mehr um Lösungen; sie strebt auf ein „Wer Ausländer ist, bestimme ich!“ zu.
Verzeihung! Streichen Sie die letzte Aussage, genauso wie die Liedtexte des Germania-Liederbuches gestrichen waren...
Ich will noch eine dritte – konkretere – Frage stellen. Hat Herrn Landbauer weder die österreichische noch die iranische Erziehung Moral und Ehrfurcht vermitteln können? Dann ist er ein unmündiger Österärmster und damit geht meine Frage an das mündige Volk. Können – und wollen – wir, die österreichischen Steuerzahler, uns einen solchen Landesvertreter leisten? Ist das nicht Teil eines sehr zerstörerischen Zeitgeists? Apropos „zerstörerischer Zeitgeist“: Herr Landbauer war 2010 Markenbotschafter eines Liederbuchs der „Jungen Patrioten“, dessen Seiten NS-Lieder füllten. Er hat das schon damals damit gerechtfertigt, auf diese Weise einem „zerstörerischen Zeitgeist entgegenwirken und vor allem junge Menschen wieder mit ihren Wurzeln vertraut machen“. Will er damit ein unschuldiges Opfer imitieren oder hat er aus der Geschichte tatsächlich nichts gelernt?
Genug gefragt. Jetzt sage ich, die mündige Bürgerin, etwas. Herr Landbauer und Seinesgleichen gehören der Wiederbetätigung von Volksverhetzung angeklagt. Als stellvertretender Vereinsobmann der Germania trägt Herr Landbauer Mitverantwortung für diese Einrichtung. Als Vorstandsmitglied haftet er nicht nur finanziell mit seinem Privatvermögen, sondern trägt auch moralische Verantwortung. Aber ich werde mir kein juristisches Urteil anmaßen. Das überlasse ich der Gerichtsbarkeit. Dennoch wünsche ich den Ewiggestrigen einen Richter, dem das Ausmaß des NS bewusst ist und der sieht, wie sehr Vereine, wie die Germania, die unsägliche Vergangenheit am Leben halten.
Ich gebe unserem Herrn Bundespräsidenten Alexander van der Bellen vollkommen Recht, wenn er diese rechtsradikalen, nationalsozialistischen Tätigkeiten verurteilt; moralisch verurteilt. Denn als Bundespräsident ist er vor allem die oberste moralische Instanz dieses Landes. Und als diese ist es nicht nur seine persönliche Meinung, sondern seine Pflichterfüllung, wenn er moralische Grenzen einmahnt. Und zwar vor dem Gesetzesbruch. Es handelt sich also keinesfalls um Vorverurteilung, sondern um das Einfordern gesellschaftlicher Moral.
Aber wie der Schelm denkt, so ist er bekanntlich auch. Wen also vorverurteilt Herr Landbauer? Nur Ausländer? Oder auch Behinderte, Homosexuelle, Obdachlose, Frauen, ...? Alles Menschen!!!
Aber ich breche hier ab. Denn mehr gibt es – vorerst – nicht zu sagen...
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